Kleine Warenkunde
Unter Kristall versteht man umgangssprachlich Objekte aus Glas, die Facetten haben oder Hohlgläser, die geschliffen sind.
Man denke nur an unsere Eltern und Großeltern, die zu besonderen Anlässen voller Stolz aus dem Schrank die geschliffenen Trinkgläser oder die geschliffene Blumenvase aus Bleikristall mit 24% PbO (Bleioxid) geholt und diese auf den Tisch dekoriert haben.
Der Begriff mag zwar technisch nicht ganz einwandfrei sein, hat sich aber seit Jahrhunderten bei uns so eingebürgert.
I. Kristallarten für Behang für Kronleuchter, Schmucksteine
Beim Schmelzvorgang des Kristalls, bei circa 1400 Grad Celsius, wird dem Gemenge über 30 % Bleioxid hinzugefügt. Dies sorgt in Verbindung mit einem Facettenschliff und einer Hochglanzpolitur für eine optimale Brillanz, Transmission (Lichtdurchdringung) und Dispersion (Licht wird reflektiert und in seine Spektralfarben zerlegt, auch Regenbogeneffekt genannt).
Bei Bedenken wegen dem Bleioxid, möchte ich anmerken, dass das Bleioxid fest in die Kristallstruktur eingebunden ist und es kann sich erst bei der Schmelztemperatur von 1400 Grad Celsius wieder lösen.
Der technische Nachteil bei der Herstellung:
Das Kristall muss sofort bei dieser Temperatur in Form gepresst und abgekühlt werden, da es sonst zu einer Entmischung kommt.
Zum besseren Verständnis:
Es verhält sich wie beim Salatdressing mit Wasser und Öl. So lange man rührt, hat man ein homogenes Dressing, hört man auf zu rühren, kommt es zu einer Entmischung von Wasser und Öl.
Durch den schnellen Abkühlprozess, haben die Kristalle zwar etwas mehr Spannung im Gefüge und sind deswegen etwas empfindlicher gegenüber einer Bestossung wie K9 . Aber keine Angst, wenn das Kristall den Facettenschliff und die Hochglanzpolitur überlebt haben, werden Sie lange Freude an ihnen haben. Große Teile werden bei 650 Grad in einem Tunnelofen entspannt.
Beim Hochbleikristall müssen, wirtschaftlich bedingt, in einer Schmelzwanne mindestens 2000 Kilogramm geschmolzen werden. Dies bedeutet zum Beispiel bei einer Kugel, mit einem Durchmesser von 40 mm, die circa 0,1 Kilogramm wiegt, müssen in einer Produktionscharge 20.000 Stück in Form gepresst werden.
K9 steht für Kalk-Natron-Glas der 9ten Generation. Dies ist eine optisches Glas. In Verbindung mit einen Facettenschliff und einer Hochglanzpolitur erzielen sie auch eine gute Brillanz, gute Transmission und Dispersion erzielen.
Hierbei wird in der Glashütte, nach dem Schmelzen bei 1400 Grad Celsius, das Gemenge in ein Halbzeug , in Form einer Stange, in verschiedene Durchmesser gezogen und abgekühlt. Diese Glasstangen werden dann bei circa 750 Grad Celsius plastisch verformbar gemacht und können dann in die Form gepresst werden. Auf Grund dessen, ist dies wirtschaftlich perfekt für Nischenprodukte und kleine Hersteller geeignet, da hier keine großen Produktionschargen hergestellt werden müssen.
Der technische Nachteil:
Beim Pressen in die Form, kann es aufgrund der deutlich niedrigeren Temperatur, zu Schlieren und Luftblasen im Gefüge kommen. Das spezifische Gewicht des Kristalls ist circa 30 % leichter, welches bei kleinen Teilen, bis 30 mm den Eindruck von Kunststoff vermitteln kann. Eine 30 mm Kugel aus Hochbleikristall wiegt zum Beispiel circa 50 Gramm während eine Kugel aus K9, nur 35 Gramm auf die Waage bringt. Bei großen Artikeln kann dies aber ein Vorteil sein, da zum Beispiel eine 70 mm Kugel aus Hochbleikristall circa 550 Gramm wiegt, während die Kugel aus K9, dies lediglich auf circa 400 Gramm bringt.
Um Kristalle farbig zu machen, müssen beim Schmelzen des Gemenges, bei 1400 Grad Celsius, je nach Farbe, bestimmte Metalloxide im Promillebereich zugesetzt werden.
Da man bei 1400 Grad Celsius, beim rot glühenden Gemenge die Farbe nicht wirklich prüfen kann, schwanken die Farben immer um einige Nuancen.
Metalloxide sind in der Beschaffung unterschiedlich teuer und daher sind Farbglaspreise auch sehr unterschiedlich.
Nur zum Beispiel :
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dunkles Rot ~ Goldrubin benötigt Goldoxid
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hellem Rot wird einwertiges Kupferoxid zugesetzt
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Rosalin ~ Rose, Pink benötigt Europium (Seltene Erde)
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helles Blau ~ hier wird zweiwertiges Kupferoxid eingesetzt
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Kristall K 9 ~ Softcolour
Manche Hersteller sind aus Gründen der Kosten und Logistik dazu übergegangen klare K9 Kristalle farbig vollständig zu beschichten (Lackierung).
Der Nachteil:
Die farbige Beschichtung ist nicht kratzfest,Temperatur- und UV-beständig. Die Lichtbrechung und Lichtdurchdringung wird erheblich reduziert.
Aus diesem Grund bieten wir das nicht an und sind der Meinung, dass man lieber gleich zum preiswerten Acryl greifen sollte.
Das Glas, wie auch Kalk-Natron-Glas der ersten Generationen, haben einen minimalen gelb und grau Stich. Dieser wird von Laien kaum wahrgenommen. Beim langjährigen Einsatz im Freien kann es unter der UV-Einstrahlung der Sonne zu einem Vergilben des Kristalls führen.
Dies war früher das gebräuchlichste Kristall, wird aber heute bei geschliffen Kristallen kaum noch eingesetzt. Bei ungeschliffen Kristallen, die nahtlos in Form gegossen werden, ist dies aus Kostengründen die bevorzugte Variante.
II.Facettenschliff
Damit die Lichtbrechung und Lichtdurchdringung richtig funktioniert, muss jede Facette des Kristall eben geschliffen werden.
Da gibt es 2 Möglichkeiten
Der Schliff der einzelne Facette erfolgt auf Maschinen,da hier eine gleichmäßiges und wiederkehrendes Facettenbild entsteht. Die Qualität des Schliffes ist stark abhängig davon wie modern die Anlage des jeweiligen Anbieter ist, wie sorgfältig, dieser seine Anlage einstellt und den Prozess überwacht.
Bei kleine Produktionschargen werden die Facetten aus wirtschaftlichen Gründen von Hand geschliffen. Hierbei kann ein ungleichmäßiges und ein nicht wiederkehrendes Facettenbild entstehen.
III. Politur
Da die Facetten nach dem Schliff matt sind, müssen diese poliert werden.
Dafür gibt es 3 Verfahren:
Hierbei werden die einzeln Facetten, maschinell mittels Korkscheiben und einem Poliermittel hell poliert. Dadurch haben die 'scharfen' Kanten der Facetten, eine optimale Lichtbrechung und Lichtdurchdringung.
Hier werden die Kristalle mit der zu polierenden Facette nach oben in das Kalkbett gelegt und diese in einem Tunnelofen, langsam auf circa 650 Grad Celsius erwärmt, so dass gerade die matte Oberfläche der Facetten zu verlaufen beginnt und wieder durchsichtig wird.
Dies ist die einfachste und preiswerte Methode, mit dem Nachteil, dass auf der Facette Kaltwellen entstehen können und die Kanten 'rund' werden.
Dies reduziert erheblich die Lichtbrechung und Lichtdurchdringung.
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Säurepolitur
Die Säure muss genau genau auf die Kristallart eingestellt sein. Hierbei werden die Kristalle kurz in ein Säurebad eingelegt, bis die Facetten wieder hell sind.
Der Nachteil ist, das die Kante der Facetten wieder leicht 'rund' werden und die Facetten nicht mehr gleichmäßig eben sind. Auch hier kommt es zu einer Reduzierung der Lichtbrechung, obwohl man keine Kaltwellen hat.
Diese Politur wird bei Kristallen kaum eingesetzt, da es von der Kostenseite zwischen einer Feuerpolitur und Hochglanzpolitur liegt. Bei Hohlgläser ist dies aber die erste Wahl.
IV. Veredelung
Für bestimmte Anwendungen wie Schmucksteine, Hotfix Strasssteine oder Aufnähsteine werden Kristalle veredelt.
Die Beschichtung bringt man heute im Hochvakuumverfahren auf einer Seite auf.
AB Steht für Aurora Boreales.
Dies ist eine teils transparente, metallische Beschichtung auf der Oberfläche mit irisierendem Effekt. Dadurch leuchten diese Kristalle bei dunklem Hintergrund leicht bläulich oder bei hellem Hintergrund gelblich.
Ideal beim Einsatz als Schmuckstein oder als Blickfang.
Ist eine silberfarbene, nicht transparente Beschichtung, die das einfallende Licht von vorn wieder reflektiert.
Zum besseren Verständnis: das Kristall funktioniert wie eine Spiegel.
Grey Satin 'GS' ist eine farbige Beschichtung einer Seite.
Dadurch erscheinen die Kristalle in einem eleganten Satin grau.
'BB' steht für Bermuda Blue. Dies ist eine nicht transparente, metallische Beschichtung, die das Kristall in blau-lila erscheinen lässt.